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H. Biedermann
Literaturliste & Kongreßbeiträge (Auswahl)

Artikel-Schlagworte: „Schädelasymmetrie“

KiSS und die Hebammen

KiSS- Kind

Kürzlich sollte ich einen Artikel für die Hebammen zu KiSS verfassen. Da läuft einem natürlich das Herz über, stehen doch gerade sie an einer entscheidenden Stelle des Lebens ganz nahe an Mutter und Kind. Daß man da zu weit ausholt ist fast unvermeidlich, auch daß die verantwortlichen Redakteurinnen kürzen. Da auch davon auszugehen ist, daß nicht alle einen direkten Zugriff auf die Literatur für Hebammen haben, sei der ungekürzte Artikel hier präsentiert. (Hebammen_Bie_KiSS_2006)

Babydorm- Unsinn

Babydrom- Kissen und seine Benutzerin

Wie sich die Säuglinge zu helfen wissen, wenn man sie mit Babydorm traktiert.

Wenn Säuglinge eine fixierte (Schlaf-)Haltung haben kommt es relativ schnell zu Anpassungen der Kopfform. Je nachdem, wie sehr die Eltern selber nervös sind – oder von ihrer Umgebung unter Druck gesetzt werden -suchen sie dann nach Hilfen.
Meist wird dabei das Symptom Schädelasymmetrie mit der Ursache verwechselt. Statt zu überlegen, was wohl dahinter steckt wird einfach gesagt: „Schädelverformung weg – Problem weg!“ – was natürlich Unsinn ist. Diese Mentalität führt aber dazu, dass mehrere Kopfkissen- Modelle angeboten werden, die diesen Schädel- Adaptationen abhelfen sollen. Natürlich ‚medizinisch geprüft‘ etc. – wie jede Zahnpaste heutzutage.

Wenn man das Problem Schädelverformung vom Funktionellen her durchdenkt muß man froh sein, wenn sich so ein kleiner Mensch nicht in das Kissen festmachen läßt. Fragt man sich, was die Schädelform verbessert, ist es vor allem das Bewegen, das die Symmetrie fördert. Also eben nicht in einem vorgeformten Teil fixieren, nicht stundenlang im MaxyCosy festmachen, sondern das aktive Bewegen fördern. Dass dies ungleich besser funktionert, wenn man vorher den Hals freigemacht hat, versteht sich von selbst. die Kinderärzte haben das in ihrer Zeitung bvkj in einem online- Beitrag gut zusammengefasst (Kissen wenig hilfreich)..

Zur Helmtherapie

Es ist immer wieder erstaunlich, wie sich manche Behandlungsformen halten. Seit Jahren geistert die sogenannte „Helmtherapie“ umher, die Eltern von Kindern mit Schädelaysmmetrie empfohlen wird. Mehr und mehr springen (kinder-)orthopädische Kliniken auf diesen lukrativen Zug auf und suggerieren den Familien mit aufwendigen Vermessungsverfahren einen Handlungsbedarf (z.B. hier).
Argument ist, dass diese Schädelasymmetrien die Entwicklung der Kinder behinderten. Erest wird immer ein Lippenbekenntnis zur funktionellen Behandlung abgelegt („Diese kann konservativ korrigiert werden, zum Beispiel mittels Abwechslung der Lagerung oder Krankengymnastik“ in obigem Site-Text), dann wird ein Meßverfahren empfohlen und schließlich geht es doch mit dem Helm viel schneller…

Nur wissen wir seit Jahren, dass eine Schädelasymmetrie auf eine Bewegungseinschränkung des Halses hinweist, und dass diese allerdings die Entwicklung beeinträchtigt. Wenn diese Bewegungseinschränlung aber behandelt ist, kann sich das Kind motorisch und von der Wahrnehmung her frei entfalten und es besteht keinerlei Grund zu Angst. Die Asymmetrie des Gesichts – ein Weichteilproblem – verschwindet relativ schnell (einige Monate). Die Veränderung des Schädels benötigt etliche Jahre, um sich wieder anzugleichen, und selbst wenn dies nicht 100%ig erfolgt, haben die Kinder dadurch keine Nachteile. Das konnte wir bei hunderten von durch uns behandelten Kindern immer wieder beobachten.

Den Eltern zu erzählen, dass eine Schädelasymmetrie irgendwelche Folgen für die Hirnentwicklung habe, ist irreführend und unrichtig. Die erheblichen Kosten dieser Behandlung sollte man besser in die Rehabilitation behinderter Kinder stecken, bei denen immer wieder um Kostenübernahme gekämpft werden muss (man denke nur an die Hippotherapie).