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H. Biedermann
Literaturliste & Kongreßbeiträge (Auswahl)

Außenrand- Erhöhung durch schräge Sohle

Die Orthopädie hat als ein Problem die Tatsache, daß die Ursache von Beschwerden nicht selten nicht genau da zu suchen sind, wo die Hauptbeschwerden sind. Ein Beispiel sind Knie- und Beinschmerzen, die oft einen weiteren Blick fordern als ’nur aufs Gelenk‘. Z.B. Beschwerden, die belastungsabhängig die Knie- Innenseite betreffen. Wenn hier nur das eigentliche Gelenk betrachtet wird, sieht man den gequälten Innenmeniskus, tappt aber bei der Ursache im Dunkeln.

Qu: Mollier, Plastische Anatomie

Oft bringt dann eine ‚Achsenaufnahme‘ einen guten Einblick in die Biomechanik der Knie, und wenn dabei der Verdacht auf eine Varusstellung (‚O- Bein‘) erhärtet wird, sollte man einen Therapieversuch machen, der an der ungleichen Verteilung der Belastung am Knie ansetzt.

Dazu verordnen wir eine Außenranderhöhung, d.h. ein leichtes Anheben der äußeren Seite der Schuhe. Dadurch verschiebt sich die Lastachse nach außen,  und der Innenmeniskus wird entlastet. Früher änderten wir gleich die Schuhe – was immer mit einem gewissen Aufwand und den entsprechenden Kosten verbunden war.

Im Lauf der Jahre wurde immer klarer, daß man mit einer ‚Standard‘- Korrektur von 5mm in der Regel gute Ergebnisse bekommt, und daß hierfür – zumindest zu Beginn – eine Einlegesohle reicht.


Da aber dies nicht immer vertragen wird, sollte man ausprobieren. Ein orthopädietechnisch angefertigtes Sohlenpaar kostet 60-80€ – also ein relativ stolzer Preis, um das mal ‚eben so‘ auszuprobieren. Die Schuhe, noch dazu mehrere Paare, zu ändern ist noch aufwendiger.

Deshalb haben wir uns entschlossen, diese versuchsweise einzulegenden Sohlen preiswerter zu suchen, und können das nun für einen Bruchteil des Preises anbieten (www.panabo.de). Wenn man dann später diese Achsenkorrektur auf Dauer anwendet, und mit den ‚Versuchs- Sohlen‘ nicht zufrieden ist, kann man immer noch die Orthopädie- Techniker bitten, ggf. die Schuhe selber zu ändern.

Manchmal führen die aktuellen effizienten Behandlungsoptionen dazu, daß man solch niederschwellige Behandlungsoptionen heutzutage eher in den Hintergrund treten – was schade ist. Früher war das einfacher; Die Menschen waren viel geforderter, und die Welt unter unseren Füßen unregelmäßiger. Heute sind wir auf einer mit der Wasserwaage glattgezogenen Oberfläche unterwegs, und das relativ zu wenig – meist. Geschätzt hat die Gehstrecke in den letzten 100 Jahren um 90% abgenommen. Kommt dann noch zusätzlich ein anderer Störfaktor dazu, reicht das für Beschwerden. Wichtig ist auch zu betonen, daß man diesen Ausgleich, so er als Besserung empfunden wird, langfristig bis lebenslang braucht. Nicht selten kommen die Patienten nach einiger Zeit wieder und sind bekümmert, wieder an den gleichen Beschwerden zu leiden. Die Frage, ob sie die Sohlen noch benutzen liegt da nahe…

Die Sohlen halten nicht ewig, alle paar Jahre sollten sie erneuert werden. Durch diesen Sohlen entstehen da aber keine unverhältnismäßigen Kosten. Die Varus- (‚O-Bein‘) Variante ist häufiger und in der Regel auch mit mehr Problemen verbunden. Sie ist auch, was die weitere Entwicklung angeht, die unangenehmere. Die ‚x‘- Form ist eher selbstbegrenzend.

 

 

Qu.: Lanz- Wachsmuth

Qu.: Lanz-Wachsmuth

Oft ist man heute mit der Frage des Patienten konfrontiert, man möge doch operativ eingreifen -‚daß es vorwärts geht‘. Eine Arthroskopie „mal eben reinschauen„, einen maroden Meniskus eben glätten.

Das ist fast immer mit einer Höhenminderung an der ohnehin schon zusammengerutschten Seite verbunden, also mittelfristig einer Verschlechterung. Gerade am biomechanisch komplexesten und am meisten belasteten Gelenk ist das ‚aggressive Abwarten‘ keine schlechte Idee; man ist oft erstaunt, wie viel sich zurechtruckelt, es dauert nur saumäßig lange und es gilt dann, den Patienten gut zu briefen und ggf. den Sirenengesängen schneller (meist OP-) Optionen zu widerstehen. Vor allem wenn man die umgebenden Faktoren nicht im Blick hatte, z.B. Übergewicht, Achsenfehler, Hüftprobleme etc.

Links die ideale Situation, das was das alte Standardwerk der Anatomie genu rectum nannte. Rechts die klinisch häufigste Abweichung davon. Der Varus- Achsenfehler. Er liebt spätestens dann vor, wenn die Achse von Tibia und Femur ineinander übergehen oder parallel sind.

Natürlich haben wir heute Schlittenprothesen oder Total- Endoprothesen (TEP). Doch gerade bei Jüngeren sollte man nach wie vor zurückhaltend sein und den konservativen Therapieoptionen zumindest eine Chance geben.

Noch ein Wort zu den im rechten Bild angedeuteten muskulären Überlastungen. Sicher kann man hier ansetzen und auf diese Strukturen z.B. physiotherapeutisch einwirken, wenn man aber keine grundsätzlichere Hilfe ein/anbringt, wird der Erfolg nur vorübergehend sein. Frustrierend für alle Beteiligten.

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